Einweihung Schwedenhütte am 14. August 1927

Geraberg, Sonntag, den 14 August d. J. fand die Einweihung der Schutzhütte auf dem sogenannten „Schwarzen Stein" beim Ortsteil Arlesberg statt. Leider meinte es der Wettergott nicht so, wie wir es gewünscht hatten. Trotzdem ließ er noch Gnade walten und stellte gegen 1 Uhr das Gießen ein. Gegen 2 Uhr versammelten sich, trotz des vorhergegangenen Regens, eine ganze Anzahl Festteilnehmer im Garten des Möllerschen Gasthofes. Von den eingeladenen Zweigvereinen waren leider nur ein Vertreter des Zweigvereins Erfurt und Elgersburg erschienen. Der Hauptvorstand wünschte unserem Fest einen recht fröhlichen Verlauf und konnte leider keinen Vertreter senden. Außerdem waren die anwesenden Sommergäste und ein großer Teil sonstiger Gäste zugegen. Zur Verschönerung des Festes trugen der Musikchor und der Gesangsverein Liederkranz von Geraberg mit bei. Eröffnet wurde die Feier mit dem Gruß „Heil sei Dir du grüner Wald", gesungen vom Gesangsverein Liederkranz. Hierauf begrüßte der Vorsitzende alle Erschienenen und teilte kurz das geplante Festprogramm mit. Es wurden dann noch etliche Gesangsstücke, wechselnd vom Gesangsverein Liederkranz und der Gesangsgruppe des Zweigvereins zu Gehör gebacht; auch der Musikchor ließ die Töne erschallen und versetzte die Teilnehmer in die richtige Stimmung. Unter Vorantritt der Musikkapelle ging es nun zum eigentlichen Festplatz, dem sog. „Schwarzen Stein". Leider war daselbst das Gelände nicht zum Festplatz geeignet und wurde hier nur die Weihe der Hütte vorgenommen. Vorerst spielte die Musik, dann hielt der Vorsitzende folgende Weiherede: „Liebe Thüringerwaldbrüder und Schwestern, werte Gäste! Mit einem Frisch auf begrüße ich Sie und heiße Sie alle herzlich willkommen. Sie alle haben sich heute hier zusammengefunden, um eine Feier zu begehen, wie sie unserem Verein bisher noch nicht beschieden war. Manch erhebendes Fest hat derselbe schon gesehen, wie manch göttliche Stunde hat er uns geboten, doch niemals war es ihm vergönnt, bei diesen Festen das Symbol der Treue und der Freundschaft zu erhalten. Wie oft haben wir mit einem gewissen Neide auf andere Vereine geblickt, wenn sie bei festlichen Aufzügen usw. hinter ihrer Fahne hermarschierten. Mit dem heutigen Tage wird das aber anders werden, auch uns wird nun ein Ideal erblühen, zu welchem wir begeistert emporschauen und welches erst die rechte Liebe zum Verein in die Herzen senken soll. Ja, werte Anwesenden, endlich ist der Tag gekommen, an welchen wir mit flammender Begeisterung die neuerbaute Schutzhütte, getauft „Schwedenhütte", auf dem „Schwarzen Stein" am Eingang des zahmen Geratales weihen können. Das schönste Naturdenkmals unseres Ortsteiles war bisher der „Schwarze Stein". Wenn im Frühling die Sonne wieder ihre ersten Strahlen heruntersandte, da war gerade der „Schwarze Stein" der Punkt, auf welchem sich das erste Frühlingserwachen der hiesigen Jugend abspielte. Dadurch wurde der Gedanke aufgegriffen, den Stein aufzuschließen; es wurden vorerst schmale Fußwege von beiden Seiten angelegt, wodurch man im Zickzack das Plateau ganz bequem erreicht. Auf dem Plateau wurde nun die Hütte errichtet, welche auch noch den Zweck haben sollte, das Ortsbild zu verschönen; ich glaube auch bestimmt, daß dieser Zweck erfüllt ist. Ferner soll sie eine Erholungsstätte für unsere Sommergäste sein, denn hier oben kann man sich wirklich an der frischen Waldluft ergötzen. Auch für uns alle aus der engeren Heimat soll sie eine Stätte sein, wo wir uns einmal etliche Stunden verweilen und die alltäglichen Lasten und Sorgen vergessen wollen. Zuguterletzt soll sie ein ewiges Denkmal der hier geborenen und jetzt im Ausland (Schweden) lebenden Herrn Fabrikdirektors Hugo Schramm sein, ihm haben wir es hauptsächlich mit zu verdanken, dass diese Hütte zustande kam, weil er uns einen ansehnlichen Betrag spendete. Aus Dankbarkeit hierfür erhielt auch die Hütte den Namen „Schwedenhütte". Es war nicht so leicht, das Material heranzuschaffen und hat manchem Mitgliede, welches seine Kräfte und verfügbare Zeit in den Dienst der guten Sache gestellt hat, verschiedene Tropfen Schweiß gekostet. Hierfür sei heute an dieser Stelle herzlichst gedankt. Weiteren Dank sämtlichen Bauherren und hauptsächlich unserer Gemeindeverwaltung, welche uns den Grund und Boden unentgeltlich zur Verfügung stellten. Die Arbeiten sind nun vorläufig gediehen und wir können heute die Hütte unter den Schutz der Gemeinde und des Vereins der Öffentlichkeit zur regen Benutzung übergeben. Möge jeder Einzelne sein Augenmerk darauf richten, dass an der Hütte, der Einzäunung und an sämtlichen Ruhebänken nichts beschädigt wird, dann werden wir mit Freuden weiter arbeiten, wie wir es bisher getan haben. Mit diesem Wunsche will ich schließen und hoffe, daß alle Anwesenden einige genußreiche Stunden unter uns verleben werden. Frisch auf!" Nach dieser Weiherede folgten noch ein Musikstück und etliche Lieder, vorgetragen vom Gesangsverein Liederkranz und der Gesangsgruppe unseres Zweigvereins. Hieran schloß sich ein gemeinsamer Spaziergang auf dem neuangelegten Fußweg und dem Höhenweg, welcher von der Elgersburger Straße über die Kieferleite bis zum Jüchnitztal führt. Unter Vorantritt der Musikkapelle zogen wir wieder im Dörfchen, und zwar im Garten des Gasthofes „Zum Jüchnitztahl" ein. Nach dieser Wanderung wurde nun erst wieder getrunken, und unter den Klängen der Musik und Gesängen des Gesangsvereins blieben wir bis zu dessen Abrücken in fröhlicher Stimmung beieinander. Abends gegen 9 Uhr wurde die Hütte beleuchtet, welches den Abschluss der Einweihungsfeier verkündete. Möge diese Feier wieder neues Leben in einen Teil der Mitglieder erweckt und vielleicht auch den noch Fernstehenden bezeugt haben, welche Interessen und Zwecke unser Zweigverein verfolgt. Dem Musikchor und dem Gesangsverein Liederkranz für ihre Mitwirkung sei an dieser Stelle vielmals gedankt.

(aus "Thüringer Monatsblätter", Verbandszeitschrift des Thüringerwaldvereins, 35. Jahrgang, Heft 27, Seite 158)