Liebe Bürgerinnen und Bürger von Geraberg


woran liegt es, dass wir alle - ob alt, ob jung - das Gefühl haben, dass die Uhr sich immer schneller dreht und die Jahre nur noch so verfliegen. Ein Grund ist sicher die allgemeine Hektik, der Stress und der Termindruck, der die allermeisten von uns das ganze Jahr über begleitet. Obwohl man sich immer wieder vornimmt, sich nicht mehr so vereinnahmen zu lassen, bewusster und damit auch gesünder zu leben, verfällt man nach wenigen Tagen wieder in den alten Trott und gibt sich den täglichen Anforderungen des Alltags- und Berufslebens uneingeschränkt hin.

Nicht einmal die einst so stille und mit dem Blick auf das Jahresende besinnliche und zum Nachdenken anregende Weihnachtszeit lässt uns mittlerweile aus dieser Situation entfliehen. Immer öfter stelle ich mir die Frage, ob wir dieses Fest des Friedens und der Freude überhaupt noch in seinem eigentlichen Sinne wahrnehmen. Wird Weihnachten nicht immer mehr zu einem der vielen sogenannten Events im Jahresverlauf herab stilisiert, das nur noch am Konsum orientiert ist.

Das nachstehende Gedicht von Karl Tischler, einem Kind der Kriegsgeneration, stellt diese Entwicklung meines Erachtens sehr anschaulich dar:

Weihnachten einst und jetzt

Als ich ein Kind noch gewesen,
das ist schon lange her,
da war Weihnachten noch ein Erlebnis,
ein Märchen und noch vieles mehr.

Es gab nur kleine Geschenke,
denn wir waren nicht reich,
doch die bescheidenen Gaben,
kamen dem Paradiese gleich.

Da gab es Äpfel und Nüsse,
mitunter auch ein paar Schuh
und wenn die Kasse es erlaubte
ein kleines Püppchen noch dazu.

Wie war doch das Kinderherz selig
für all diese herrliche Pracht
und es war ein heimliches Raunen
um die Stille heilige Nacht.

Dann wurde ich größer und älter
und wünscht mir das und dies,
ich hörte auf ans Christkind zu glauben
und verlor dabei das Paradies.

Dann kam der Krieg mit all seinen Leiden,
mit Hunger und mit Not,
da wurden wir alle bescheiden
und dankbar für ein Stückchen Brot.

Wir alle wurden da kleiner
und nur ein Wunsch hatte die Macht,
wir wollten vereint sein mit unseren Lieben
in der stillen heiligen Nacht.

Doch der Wunsch erfüllte sich selten,
denn die Väter und Männer und Brüder,
lagen draußen und hielten Wacht
und wir waren einsam und weinten
in der stillen heiligen Nacht.

Als dann der Krieg war zu Ende,
wuchs eine neue Jugend heran
und die hatten auch Ihre Wünsche
an den lieben Weihnachtsmann.

Nur waren die nicht klein und bescheiden,
denn der Wohlstand kam ins Land,
die Wünsche wurden größer und größer
und das Schenken nahm überhand.

Nun wird gewünscht und gegeben
und keiner fragt nach dem Wert,
denn vergessen sind Krieg und Armut
und die Stunden am einsamen Herd.

Aus dem schönsten der christlichen Feste
hat der Mensch einen Jahrmarkt gemacht,
er wünscht sich vom Besten das Beste
und vergisst dabei den Sinn der Heiligen Nacht.

Karl Tischler sollte uns zum Nachdenken anregen, damit es uns gelingt, dem Weihnachtsfest wieder dazu zu verhelfen, das Fest der Freude über Christi Geburt zu sein, das uns dazu veranlasst, anderen eine Freude zu machen und sie damit an dieser Freude teilhaben zu lassen. Jeder von uns sollte es ermöglichen, die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung nicht nur durch große Geschenke, sondern mitunter nur durch ein freundliches Wort, Zuneigung und einfach durch ein Stück Menschlichkeit Weihnachten spüren zu lassen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein ganz bewusst erlebtes gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches und gesundes neues Jahr 2008.

Ihr Bürgermeister
Gregor Eibes